Day 2 - Italien (Peschiera Del Garda)


Ein wirklich schöner Morgen. Zuerst packte ich meine sieben Sachen zusammen und machte mich fürs Frühstück fertig. Heute wollte ich nicht, dass der Rucksack wieder unbequem wird, deshalb habe ich ihn zu einer Tragetasche umfunktioniert, was für die Reise nach Mailand toll sein sollte. 

Das Hostel war ein Traum, alle Leute waren freundlich und die Auswahl an Essen erfreute mich. Man konnte sich sogar Kekse, Zwieback und Maiswaffeln mitnehmen. Das tat ich natürlich und somit war das Abendessen wortwörtlich in der Tasche. Wer nimmt denn nicht gerne Essen vom Frühstücksbuffet mit, um sich Geld für die eine oder andere Mahlzeit zu sparen? 

Nach dem Frühstück hat mich Manuel ein letztes Mal aufgespürt und sich zu mir gesetzt. Er bot mir sogar großzügig an, ein Boot für uns beide auszuborgen, um „falls du weißt was ich meine“ dort zu machen. Ich lehnte nicht dankend ab und fragte mich, wie wenig manche Leute eigentlich von ihrer Umwelt und den Mitmenschen mitbekommen und wie falsch sie Situationen lesen oder einschätzen. Die Frage, wieso Jungs meistens davon ausgehen, dass sie mit ihrer ekelhaften, unsympathischen und beschützerischen Art jeden ins Bett bekommen, der sich nur auf ein kurzes Gespräch mit ihnen einlässt, stellt sich mir schon lange nicht mehr. Dazu kann ich nur der gute alte Cockblock sein, der ich immer bin, wenn ich merke, dass mein Gegenüber keineswegs interessant ist. Weder in charismatischer, noch in intellektueller oder reflektierter Hinsicht. Okay, so pauschal kann man es eh nie sagen, aber wenn ich nach einem Schema gehen würde, wäre Manuel in jeder der oben genannten Kategorien durchgefallen. Soo nun den kleinen Rant beiseite. Es gibt ja nicht nur Manuel-Muttersöhnchen-Alleskönner, sondern da draußen sind auch einfach tolle Jungs, die dich nur zum Lachen und Strahlen bringen, ohne unpassende Anspielungen zu machen. Kommt eben auf den Menschen, sein Umfeld und die Umwelt seines Umfeldes an. Nach dem Gespräch, in dem ich Manuel endlich abwimmeln konnte, checkte ich aus und beschloss, den Tag am naheliegenden Strand oder Steg zu genießen. Mit der halben Pizza von gestern machte ich es mir unter einem Baum bequem. Neben mir beobachtete ich einige Burschen, Alter 20+, die Fußball spielten und wie eine coole Truppe aussahen. Da in solchen Momenten immer kurz die Einsamkeit anklopft, überlegte ich lange, ob und wie ich sie ansprechen sollte. Auch wenn ich gerne und viel rede und oft nicht aufhören kann, fehlt mir manchmal doch noch ein wenig der Mut, fremde Menschen ohne Grund anzusprechen. Also sprang ich kurz ins Wasser und mit einem kühlen Kopf trat ich an sie heran. Genau in dem Moment, als sie mich erwartungsvoll anblickten, fielen mir alle Wörter aus dem Mund und ich gab nur irgendwelche Sätze von mir - gut improvisiert, oder so. Die Sätze machten anscheinend dennoch Sinn, weil 1 Minute später spielte ich mit ihnen Fußball und hatte 8 neue Freunde kennengelernt. Hierzu ein Gedanke, der mir durch den Kopf ging, als ich meine Gedanken-pro&kontra-Liste, zwecks ersten Schritt machen, aufstellte: 


(Tipp Nr 5) Eine Gruppe spricht dich zu einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit an. Die Gruppe besteht schon und alle fühlen sich wohl, warum also sollten acht Leute eine Person ansprechen. Wenn du mit dabei sein möchtest, spring über deinen Schatten und mach den ersten Schritt. 

Klar, es kann auch vorkommen, dass du gefragt wirst, wo dabei zu sein. Das passiert aber meistens anfangs und wenn du dir selbst zu viele Gedanken darüber machst, auch gerne teilzuhaben, dann solltest du nicht in deinem Kopf leben, sondern die Dinge in die Hand nehmen.


Hätte ich diese Jungs nicht angesprochen, wäre mein zweiter Abend ganz sicher anders verlaufen. Für die Nacht hatte ich ein Hostel in Mailand gebucht und eigentlich musste ich den Zug um 18 Uhr erwischen. Die Jungs schwärmten jedoch von einer Beachparty, die zeitgleich stattfand. Somit stand ich zwiegespalten da und erstellte eine Abstimmung in meiner Story. Beachparty vs. Mailand. Nach nicht allzu langer Zeit entschied ich mich für die Beachparty. Hierbei muss ich anführen, dass ich nicht gedacht hätte, schon am zweiten Tag meiner Reise Probleme damit zu haben spontan zu sein. Ich habe doch eh nur drei Tage richtig geplant und gebucht🥲. Aber daraus kann man lernen:).



Summed up kann ich sagen, der Abend war flüssig, lustig und einfach genau das, was das Leben so spannend macht. Mit gutem Bauchgefühl kann man sich in unbekannte Situationen stürzen und neue Erfahrungen sammeln, Eindrücke schaffen und hinterlassen. Ich kann ehrlich und mit voller Überzeugung sagen, dass diese Burschen die liebste und lustigste Truppe überhaupt waren und ich dankbar bin, von ihnen so herzlich aufgenommen worden zu sein. Das Englische Wort „wholesome“ beschreibt sie am besten würde ich sagen. Die Gruppe hat sogar eine Facebook-Seite, auf der ein paar Bilder und Videos von ihrem Roadtrip gepostet wurden. Sie sind/waren (leider war es ihr letzter Abend) mit 3 Autos unterwegs, die sie jeweils zu dritt besitzen und gemeinsam aufgepäppelt haben. Das finde ich besonders schön. Unter den vielen Gesprächen und zahlreichen Themenwechseln brannte sich ein Wortwechsel besonders in mein Hirn: 

Ich fragte: „Which one of you are the owners of the cars?“

Antwort: „Each car belongs to three of our group.“

Ich: „Wow, that’s so cool and why did you buy them together?“

Antwort: „For this. Trips like this. For spending time together.“


Wie schön ist das bitte? Freundschaft ist ein tolles Geschenk und ich weiß nicht warum, aber Männer haben das irgendwie einfach drauf. Natürlich bin ich jetzt auch ein Mitglied, ich durfte ein Aufnahmeritual durchmachen:). Btw Ritual, diese lustige Truppe hat es sich zur Tradition gemacht, bei jedem Song von Abba mit heruntergezogener Hose in Unterhose laut mitzusingen und mitzuklatschen. Fünf Minuten nach meiner Ankunft auf der Party war es schon so weit. Darauf war ich nicht gefasst gewesen, aber ich konnte nicht mehr vor lauter Lachen und Grinsen, weil es so schön ist, Leuten zuzusehen, die ihr Leben locker, spaßig und mit Freude gestalten. 

(Natürlich ist das eine sehr privilegierte Aussage. Aber wenn man das Privileg schon hat, sich nicht um Grundbedürfnisse Sorgen machen zu müssen, dann gibts sehr wenige triftige Gründe, die dagegen sprechen, das Leben mit positiver Einstellung und Gelassenheit zu bestreiten.)


Abschließend bedanke ich mich, bei Leuten, die diese Gedankenwolken wirklich lesen. Ich selbst mache es nicht, weil es zu anstrengend wäre😂. Also have fun mit meinen first-draft-Texten, die an manchen Stellen möglicherweise wenig sinnhaft scheinen. 


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