Day 4 - Frankreich (Nizza)
In der letzten Nacht konnte ich leider nicht allzu gut schlafen. Obwohl ich meistens schlafe wie ein Stein, konnte ich das laute Schnarchen meiner Mitbewohnerin nicht überhören. Aber solche Kleinigkeiten gehören auch einmal dazu, also kein großes Thema.
Zum Frühstück gab es allerhand und ich konnte mir wieder Snacks für später mitnehmen. Darunter war auch ein Joghurt-/Wackelpudding-Becher, der sich später zu meinem Glück als Apfelmus-Becher entpuppte.
Da ich eigentlich sehr gerne in Nizza bleiben wollte, buchte ich noch rasch ein anderes Hostelzimmer für die nächste Nacht und brachte mein Gepäck hin. Danach gings endlich los. Seit Jahren wollte ich immer einmal nach Nizza/Nice und nun war ich endlich da. Die Straßen erinnerten sehr an ein italienisches Städtchen, weil Nizza einst ein Teil Italiens war. Anfangs ging es für mich Richtung Westen der Stadt, wo sich viele Cafés und Restaurants, aber auch genügend touristische Shops befanden. Anschließend spazierte ich einige Zeit an der Strandpromenade entlang, wobei ich durchgehend an einen Sonnenhut denken musste (Sonnenhut steht definitiv auf der Einkaufsliste). Das Meer strahlte wirklich traumhaft schön in türkisblauen Farben und ich konnte kaum fassen, all das sehen zu dürfen.
Nach meinem kurzen Exkurs an den Strand, der eigentlich erst später auf der To-Do-Liste stand, erreichte ich die Vieille Ville, die wundervolle Altstadt Nizzas.
Da ich in mehreren Reiseforen gelesen habe, dass sie das Herz der Stadt und ein Must-See ist, war ich sehr gespannt auf die Eindrücke, die ich mir selbst nun machte. Jeder Schritt in den engen, farbenfrohen Gassen brachte nicht nur einen neuen Blickwinkel, sondern auch einen neuen Geruch mit sich. Diese Stadt hat mich meinen Geruchssinn hinterfragen lassen. Wo war er bis jetzt? Habe ich jemals so Vieles und so Gutes gerochen? Ein Schritt - Badesalz mit getrockneten Früchten, der nächste - verführerische Crêpes, der übernächste - verschiedenste Seifen und der letzte, bevor man stehen bleibt, um auf dieses Geruchsspektakel klarzukommen, - ein kleines Restaurant mit Nizzas Spezialitäten. Kein einziger Geruch war störend, auch die Kebab- oder Fischstände brachten keine unangenehmen Momente. Deshalb ging ich staunend und von meiner Nase geführt weiter, bis ich schließlich irgendwann am Hafen von Nizza angelangt war.
Ich entschied von dort aus auf den Colline du Château zu hinaufzugehen, um einen Blick über Nizza und die Côte d’Azur zu ergattern. Da es sehr heiß war, freute ich mich sehr über den Wasserfallbrunnen, der sich am Weg hinauf befand. Er brachte zumindest ein wenig Abkühlung in der Mittagshitze.
Oben auf der Aussichtsplattform hatte man wirklich einen eindrucksvollen Blick über einen Großteil der Stadt und die atemberaubende Küste. Ich finde keine weiteren Worte mehr, um Nizza zu beschreiben, weil alles dort einfach traumhaft, wundervoll und atemberaubend ist. Am Hügel befanden sich auch noch ein Friedhof, ein “griechischer Dom”, der gerade ausgegraben wurde(?) und Türme.
Auf halbem Wege hinunter machte ich meine Mittagspause und genoss die Aussicht im Schatten. Unten stürzte ich mich dann sofort zum Meer und gönnte mir ein paar Stunden Badespaß.
Mir fällt gerade auf, dass ich noch keinen einzigen Witz gemacht habe. Aber hier, vielleicht lacht die eine oder der andere:
Abends bekam ich dann großen Hunger und machte mich auf die Sandalen, (mit lustig wirds heute nichts mehr🥲) mir in der Altstadt Socca und Pissaladière zu holen. Socca hat mir wirklich gut geschmeckt, obwohl es ein sehr einfaches Gericht ist. Es ist eine Art Kichererbsen-Palatschinke. Gesättigt wollte ich dann nochmal auf den Hügel gehen, um mir den Sonnenuntergang anzusehen. Leider wurde das Tor hinauf um 20 Uhr gesperrt und so nahm ich einfach weiter unten, bei der #IloveNice-Statue, Platz. Von dort aus konnte ich die Sonne wunderbar beobachten und auch einige Zeit in mich gehen.
Obwohl ich stets überglücklich bin und dankbar für alles, was ich habe, mache, kann und darf, gibt es immer wieder kurze Momente, in denen sich auch negative Gedanken einschleichen. Gerade in Nizza habe ich keineswegs verstanden, warum ich plötzlich über bedrückende Dinge nachgedacht habe, die mich etwas runterzogen. Ich empfinde es aber durchaus für wichtig, diese Gedanken zuzulassen. Schmerzt es, dann ist es etwas, das dringend überdacht und verarbeitet werden muss. Wie und wie lange kann keiner genau sagen. Da ich ein Mensch bin, der ziemlich viel überdenkt und genügend Zeit im Kopf verbringt, kenne ich meine negativen Gedanken oft schon ganz gut und weiß, wie ich mit ihnen umgehe. Denn an diesem Abend waren sie wirklich nicht gut zu gebrauchen, weshalb ich sie schnell durch positive Ansätze austauschte:
Schau dir diesen wunderschönen Sonnenuntergang an und genieße einfach die Leichtigkeit, die dir diese Momente schenken. Die Leichtigkeit, die eigentlich immer eine Konstante sein sollte. Ich kann in meinen Rucksack, den ich mit mir durchs Leben trage, viele schwere Lasten und Gefühle einpacken und sie nicht herausholen, bis der Rucksack einmal zu schwer wird. Oder ich kann die Augen öffnen und die Lasten von allen Seiten betrachten und Wege suchen, um sie in Gleichgültigkeit, Freude, Frieden und Simplizität umwandeln. Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich mir über die Jahre einige Möglichkeiten angelernt, abgeschaut und erdacht habe, die mir die meiste Zeit eine Leichtigkeit verschaffen. (Klar, Themen wie Klimawandel, Dummheit oder Engstirnigkeit,…lösen kurz Verzweiflung aus, weil das Dinge sind, die auf eigene Faust ziemlich schwer zu steuern sind. Man kann aber trotzdem Wege finden, um dieses und jenes zu akzeptieren und sich keine Mauer zu bauen, hinter der man sitzen bleibt, bis es besser wird. Besser wird es nämlich wahrscheinlich nicht. Besser kann nur die Perspektive werden, aus der man die Dinge betrachtet. Blablabla, über all diese Sachen könnte ich wohl ein Buch schreiben, nur dass ich nie zufrieden wäre, weil es wie überall Abermillionen Betrachtungsweisen gibt.)
Ok, wo war ich jetzt schon wieder?😂
Ach ja, die schlechten Gedanken waren innerhalb von 3 Gedankengängen weggekehrt. Somit war mein Blick frei auf alles andere, was in dem Moment zählte. Ich saß wahrscheinlich drei Stunden bei der Küste, betrachtete den roten Mond und atmete die warme Sommerluft ein. Anschließend spazierte ich langsam über die Promenade zurück zum Hostel. Hahah, ich wollte gerade schreiben: und schlief mit einem Lächeln ein. Dem war aber leider nicht so. Ich musste noch eine Unterkunft für die nächsten Nächte, oder zumindest für die nächste Nacht finden. Mein Plan für die nächste Station: Cinque Terre. Irgendwann akzeptierte ich, dass der gesamte Bereich Cinque Terre ausgebucht war. Mein nächster Plan (10 Minuten später): Sardinien. Irgendwie aber doch etwas viel Fähre, wenn ich bedachte, dass ich noch nach Griechenland muss. Nächster Plan (den ich am liebsten wirklich durchgezogen hätte!): im Süden Frankreichs bleiben, weil es mir sooooo gut gefiel. Aber: der Coronatest aus Mailand war noch bis morgen mittag gültig und einen neuen, unnötigen Test wollte ich eigentlich nicht machen. Also: Um 1 Uhr nachts wurde dann noch ein dezent überteuertes Hostel in Genua, Stadt nicht empfehlenswert, gebucht, dass es für eine Nacht wohl tun sollte. Genua war definitiv keines meiner Reiseziele, aber man findet doch überall schöne Plätze.
Also schlief ich dann doch noch mit einem lachenden und einem weinenden Auge ein. Nizza könnte einfach nicht schöner sein! Absoluter Traum.💜



















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