Vom Ende der Einsamkeit - Benedict Wells - Meine Denkanstöße
Einsamkeit ist für mich eine der längsten Begleiterinnen. Aufwachsen in einem kleinen Dorf, kilometerweit weg von Altersgenossen und Spielgefährten aus Kindergarten und Schule. Kein schnelles Rüberflitzen zum Nachbarskind, bei dem schon alle anderen Fahrräder geparkt stehen. Zumindest nicht in den ersten, wichtigen Jahren. Mein Bruder und ich. Meine Urli und ich. Meine Mami und ich. Mein Papi und ich. Oma und Opa. Hannah und wir, alle vierzehn Tage. Viele alte Nachbarn und ja, andere Kinder, vorwiegend Burschen oder jene, die den Altersunterschied zu stark spürten und kein Interesse hatten. An sich alles vollkommen okay und im Endeffekt würde ich daran nie etwas ändern wollen. Später, mit neun, freundeten Kilian und ich uns endlich mit Uli und Martin an. Wie kann ich anfangen mich, meine damalige Umwelt und die durchziehende Einsamkeit zu erklären. Einsamkeit, die an vielen Tagen untertaucht, um nur an gewissen Tagen tiefer einzutauchen und Knoten im Herzen oder leere Löcher zu hinterlassen. Ob sie jemals weggeht, ich denke nicht und ich weiß mich nach allen Jahren besser mit ihr auseinanderzusetzen und anzufreunden. Klarzustellen gilt, dass meine Freundin, die Einsamkeit, vielseitig und variantenreich ist, wie ich selbst, oder alles, was keine absolute Konstante ist. Erkennt man also, dass das Leben selbst wenig Konstanz birgt, verbündet man sich mit seiner Einsamkeit. Oder zumindest mit Ihrer Art. Eine mentale Symbiose. Die Einsamkeit holt dich ein, du lässt sie herein und erkennst, dass du entweder akzeptierst einsam zu sein oder realisierst, dass du einsam bist, hiermit aber Herr über dich und all deine Handlungen, Ansichten, Verhaltensweisen, Interessen, Möglichkeiten, dein eigenes Glück, deine Umwelt und ihre Einflüsse, etc. bist. Einsam ist jeder. Individuell. Keiner wird in deinen Kopf, Körper, Geist einsteigen und nun seit ihr zweisam. Zumindest nicht physisch. Und auch der psychische Aspekt dahinter hat seine Macken. Im Gespräch kann ich mich so gut mit einer Person verbinden, andocken und den gemeinsamen Anschluss finden. In dieser Welt gibt es viele USB-Ports, genug Verbindungsstücke, und USB-Kabel. Ich kann also all diese Teile, unabhängig davon, welcher Teil ich nun selbst bin, miteinander verknüpfen und eine Verbindung herstellen. Sie aufbauen. Bauen. Bebauen. Pflanzen. Gießen. Wachsen lassen. Finde ich passende Teile, kann mein einsam eine andere Definition bekommen und es fühlt sich an, als würde die Verbindung ein zweisam oder mehrsam erzeugen. Verbindungen sind aber auch nicht konstant.


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